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Daniela Mulle

Diätologin & Ernährungswissenschafterin

Die drei Bereiche, mit denen du deinen Reizdarm behandeln kannst

Die drei Bereiche, mit denen du deinen Reizdarm behandeln kannst
© Andrey Okonetchnikov

“Gibt es nicht irgendwas, das gegen Reizdarm hilft, irgendeine Therapie?” Sicher hast du dir diese Frage schon gestellt! Du kannst deinen Reizdarm zwar nicht heilen, ihn aber trotzdem gut in den Griff kriegen. Ich möchte dir die aktuell erfolgreichen Möglichkeiten vorstellen, mit denen du deinen Reizdarm behandeln kannst. Sie basieren übrigens alle auf aktuellen wissenschaftlichen Studiendaten und Erkenntnissen.

Zusammenfassung für Eilige

Du kannst an drei Bereichen ansetzen um deinen Reizdarm zu behandeln:

Lebensstil

Diese Faktoren tragen zu Reizdarm-Beschwerden bei, und können sie verschlechtern:

  • Stress und Angst
  • Zuviel oder zu wenig Bewegung
  • Rauchen
  • Schlechter Schlaf
  • Unregelmäßiges Essverhalten

Ernährung

Von folgenden Ernährungselementen weiß man, dass sie das Reizdarmsyndrom beeinflussen:

  • Extreme
  • Alkohol
  • Koffein
  • Ballaststoffe
  • Probiotika
  • FODMAPs

Medizinische Behandlungen

Um deine Beschwerden zu kontrollieren kann es sein, dass dein behandelnder Arzt dir auch Medikamente verschreibt. Welche Arzneimittel dein Arzt wählt, hängt dabei von deinen Symptomen ab.

Lass’ uns nun jeden dieser drei Breiche genau unter die Lupe nehmen:

1. Dein Lebensstil

Hier geht es um deine Gewohnheiten und täglichen Aktivitäten, inklusive deinen Schlaf, Bewegung, Hobbies, Familie und deine Arbeit.

Von einigen Faktoren weiß man aus wissenschaftlichen Arbeiten, dass sie klar zu Reizdarm-Beschwerden beitragen, und sie verschlechtern können:

  • Stress und Angst
  • Zuviel oder zu wenig Bewegung
  • Rauchen
  • Schlechter Schlaf
  • Unregelmäßiges Essverhalten

Stress und Angst

Beides wird bei Reizdarm leider oft übersehen, und ihre Auswirkungen unterschätzt. Dabei haben Stress und Angst extrem großen Einfluss auf den Darm. Wenn dein Stresslevel dauernd hoch ist, oder du ängstlich oder überfordert bist, können dir die besten Reizdarm-Behandlungen nicht helfen. Du musst zuerst lernen, mit Stress und Angst umzugehen und diese abzubauen. Hier kann die Unterstützung durch Psychotherapeuten oder Psychologen äußerst hilfreich sein.

Was kannst du tun?

  • Jede Art von Bewegung baut Stresshormone sehr gut ab. Dabei ist es egal ob du sportelst, spazieren gehst, im Garten arbeitest oder mit deinen Kindern Ball spielst.
  • Probiere funktionelle Entspannung oder Meditation. Hier findest du Gratis-Angebote: www.headspace.com, https://insighttimer.com

Mein Tipp:

Bastle dir einen “Entspannungsschatz“:

  • Sammle Aktivitäten und Tätigkeiten die dich entspannen.
  • Achte dabei auf einen guten Mix: Dinge die wenig und mehr Zeit brauchen, Aktivitäten die du alleine machst, und welche in Gesellschaft, usw.
  • Schreibe alles auf kleine bunte Zettel.
  • Falte die Zettel, und fülle sie in ein Schraubglas oder eine schöne Dose.
  • Nimm dir in stressigen Situation einen Zettel heraus, und mach was draufsteht.

Schlaf

Ein guter, erholsamer Schlaf ist gerade für dich als Reizdarm-Betroffene besonders wichtig: Während du schläfst läuft dein Immunsystem auf Hochtouren. Außerdem ist dein Körper im Reparatur-Modus, und bessert z.B. beschädigte Zellen deiner Darmschleimhaut wieder aus. Damit all das gut klappt, braucht dein Körper ca. fünf komplette Schlafzyklen. Du solltest also auf mindestens sieben Stunden Schlaf kommen, denn ein Schlafzyklus dauert ca. eineinhalb Stunden.

Meine Tipps damit du besser schläfst:

  • Schau, dass du jeden Tag rausgehst, auch bei bedecktem Himmel: Tageslicht ist extrem wichtig, damit dein Schlaf-Wach-Rhythmus gut funktioniert.
  • Meide blaues Licht am Abend, damit deine Zirbeldrüse ausreichend vom „Schlafhormon“ Melatonin produzieren kann: Stelle Handy und Tablet abends in den Nacht-Modus, verbringe möglichst wenig Zeit vor Fernsehen, Computer oder Laptop.
  • Gehe möglichst zur selben Zeit ins Bett, idealerweise zwischen 22 und 23 Uhr.
  • Meide Kaffee, Schwarz- und Grüntee und Alkohol am späteren Nachmittag und Abend.
  • Verzichte auf “Betthupferl”, also Süßes ca. eine Stunde vor dem Schlafengehen: Es bringt deinen Blutzucker aus dem Gleichgewicht, und stört dadurch deinen Schlaf.
  • Dein Schlafzimmer sollte gut abgedunkelt, ca. 15 – 19 Grad kühl und ruhig sein.
  • Wenn du oft in der ersten Nachthälfte aufwachst: Versuche Passionsblume als Tee, Tropfen oder Kapseln.
  • Wenn du häufig Einschlafprobleme hast, kann dir eventuell Melatonin (Melachron® oder Circadin®) helfen.

Überlege dir eine entspannende Abendroutine. Hier ein paar Ideen:

  • Dimme dein elektrisches Licht, und zünde dir eine Kerze an.
  • Genieße eine Tasse Kräuter-, Roiboos-, oder Früchtetee.
  • Nimm ein warmes Bad oder eine Dusche.
  • Plaudere statt Fernzusehen.
  • Höre einen Podcast oder ein Hörbuch.
  • Lies ein Buch, eine Zeitung oder Zeitschrift.
  • Probiere Meditationen oder Atemübungen.
  • Starte damit, deine Gedanken in ein Tagebuch zu schreiben (Journaling).
  • Mache ein paar sanfte Yoga- oder Dehnübungen.

Essverhalten

Mehrere medizinische Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Reizdarm ein ganz anderes Essverhalten haben als Gesunde. Vielleicht erkennst du dich wieder:

  • Du lässt Mahlzeiten ausfallen.

  • Zwischen deinen Mahlzeiten liegen oft sehr lange Pausen.

  • Du bist dann oft sehr hungrig und isst große Portionen auf einmal.

  • Du isst hastig und kaust schlampig.

  • Du bist beim Essen grundsätzlich mit anderen Dingen beschäftigt: Arbeit, Lesen, Fernsehen, etc.

  • Du isst oft noch spät abends vor dem Schlafengehen noch größere Portionen.

    Falls das dir diese Punkte bekannt vorkommen, dann solltest du unbedingt diesem Artikel lesen.

2. Deine Ernährung

Was du isst und trinkst kannst du selbst entscheiden. Dadurch hast du eine mächtige “Waffe” gegen deine Reizdarm Beschwerden in der Hand! Eine sehr wirksame Waffe noch dazu: Studien haben gezeigt, dass etwa 90 Prozent der Menschen mit Reizdarmsyndrom berichten, dass Essen und Trinken ihre Beschwerden auslösen oder verschlimmern. Zwei Drittel der Reizdarm-Betroffenen hilft es, in ihrem täglichen Essen und Trinken nach Triggern zu suchen, und ihre Ernährung dann entsprechend anpassen. Es geht also darum, für dich persönlich herauszufinden

  1. Was in deinem täglichen Essen und Trinken deine Beschwerden triggert.
  2. An welchen “Ernährungsschräubchen” du drehen kannst, damit es dir besser geht.

Folgende Ernährungsbestandteile haben sich in der medizinischen Forschung als besonders einflussreich herauskristallisiert:

  • Alle Extreme, vor allem extrem scharf, süß oder fettig.
  • Alkohol
  • Koffein
  • Ballaststoffe
  • Probiotika
  • FODMAPs

In diesem Artikel findest du genaue Informationen und konkrete Tipps zu allen diesen Punkten.

3. Mögliche medizinische Behandlungen

Vielleicht hat dir dein behandelnder Arzt Medikamente verschrieben. Diese Arzneimittel sollen dir helfen, deine Beschwerden zu kontrollieren, denn Reizdarm zu heilen ist aktuell leider nicht möglich. Sprich unbedingt mit deinem Arzt, wenn sich deine Symptome irgendwie verändern: Es kann immer wieder nötig sein, deine Medikamente oder die Dosis anzupassen.

Welche Arzneien dein Arzt wählt, hängt von deinen Problemen ab:

Durchfall

Loperamid

Loperamid (Immodium®) verlangsamt den Transport des Essens durch dein Verdauungssystem. Seine Wirkungen bei Reizdarm ist in medizinischen Studien sehr gut belegt: Es verbessert die Stuhlhäufigkeit, -konsistenz und auch den Stuhldrang.

Rifaximin

Rifaximin ist ein Breitband-Antibiotikum das ausschließlich im Darm wirkt. Es gilt als gute und praktikable Behandlungsoption für Reizdarm Betroffene. In Studien an Reizdarm-Patienten konnte es allgemeine Reizdarm Symptome lindern, und Blähungen, Bauchschmerzen und die Stuhlkonsistenz verbessern.

Verstopfung

hier können dir zwei unterschiedliche Arten von Medikamenten helfen:

Abführmittel

Sie ziehen Wasser in den Darm, und machen so deinen Stuhl weicher. Beispiele: Linaclotid, Lubiproston, Bisacodyl, Macrogol, Bittersalz, Sterculia-Gummi.

Prokinetika

Sie erhöht die Darmbewegung, und somit die Geschwindigkeit, mit der sich dein Essen durch dein Verdauungssystem bewegt. Beispiele: Domperidon (Motilium®), Metoclopramid (Paspertin®), Prucaloprid (Resolor®).

Bauchschmerzen und -krämpfe

Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten von hilfreichen Arzneien:

Pfefferminzöl

Das Menthol im Pfefferminzöl hat viele positive Wirkungen auf deine Verdauung:

  • Es entspannt die Darmmuskulatur und wirkt dadurch krampflösend und schmerzlindernd.
  • Es senkt die Überempfindlichkeit.
  • Es hemmt Entzündungen.
  • Es wirkt gegen Pilze und unerwünschte Bakterien.

Aktuelle medizinische Studien bestätigen, dass Pfefferminzöl bei Reizdarm Beschwerden hilfreich und wirksam ist.

Beachte folgenden Punkte:

  • Wähle magensaftresistente Kapseln statt Tropfen, so kannst du Sodbrennen oder Aufstoßen vermeiden - eine häufige Nebenwirkung von Pfefferminzöl.
  • Halte dich unbedingt an die vom Hersteller empfohlene Dosis.
  • Bevorzuge Produkte, die nur Pfefferminzöl und keine andere Wirkstoffe enthalten.

STW-5

STW-5 (Iberogast®) ist pflanzliches Präparat, dass du ohne Rezept in der Apotheke bekommst. Es ist eine Mischung aus neun Pflanzenextrakten: Bitterer Schokoriegel, Kamillenblüte, Pfefferminzblätter, Kümmel, Süßholzwurzel, Zitronenmelissenblätter, Schöllkrautkräuter, Angelikawurzel und Mariendistelfrucht. Obwohl die genaue Wirkweise von STW-5 unbekannt ist, ist es bei unterschiedlichen Reizdarm Beschwerden hilfreich. Das wurde in unterschiedlichen medizinischen Studien bestätigt. Wichtig ist aber, dass du dich genau an die vorgegebene Dosis hältst.

Spasmolytika

Medikamente wie Dicyclomin, Mebeverin und Hyoscin wirken entspannend und krampflösend auf deine Darmmuskulatur.

Antidepressiva

Bei Bauchschmerzen werden manchmal gegen Depression wirksame Medikamente verschrieben, allerdings in sehr niedriger Dosierung:

  • Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs - Selective Serotonin Reuptake Inhibitors)
  • Trizyklische Antidepressiva (TCA) Beispiele: Citalopram, Sertralin, Desipramin, Amitriptylin, Paroxetin.

Psyche

Es gibt eine wissenschaftlich anerkannte Verbindung zwischen Darm und Gehirn, die Darm-Gehirn-Achse. Deswegen spielt die Psyche bei Reizdarm eine große Rolle, die aber oft unterschätzt wird. Vielleicht macht es für dich Sinn, dir hier Unterstützung von spezialisierten Therapeuten (Psychologen, Psychotherapeuten, Ärzten) zu holen. Psychologische Therapiemöglichkeiten sind beispielsweise

  • Bauchhypnose
  • Stressmanagement
  • Kognitive Verhaltenstherapie
  • Darmtraining

Hole dir Hilfe!

Wenn du mit deinem Reizdarm nicht monate-, vielleicht sogar jahrelang alleine herumschlagen willst, dann hole dir kompetente Unterstützung. Ich weiß von meiner jahrelangen Arbeit, dass du dir dadurch unglaublich viel Frust und Leid ersparen kannst. Vereinbare dir also gleich deinen Wunschtermin, und lass’ uns dein Essen und Trinken unter die Lupe nehmen und deine Trigger finden.

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